Aufgrund meiner beruflichen Tätigkeit beschäftige ich mich täglich mit der HR-Welt. Dabei ist unter anderem LinkedIn eine für mich sehr geschätzte Informationsquelle. Auf dieser Plattform versammeln zahlreiche HR-Experten und -Expertinnen, die ihr Wissen teilen. Doch mir ist aufgefallen, dass viele der LinkedIn-Beiträge vor allem moderne HR-Trends wie die 4-Tage-Woche, Workation, Remote-First-Unternehmen und die besten Benefits in Stellenanzeigen behandeln. Diese Trends sind zweifellos spannend und haben das Potenzial, die Arbeitswelt zu revolutionieren. Es ist wichtig, solche Ideen zu verbreiten und Unternehmen bei der Implementierung innovativer HR-Praktiken zu unterstützen. Doch gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen, dass viele Unternehmen, insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), noch nicht einmal das grundlegende Fundament für HR-Praktiken gelegt haben. Gerade deshalb habe ich kürzlich auf LinkedIn einen Beitrag zu diesem Thema verfasst, den Sie hier nachlesen können.

Mit diesem Blogartikel möchte ich daher die Gelegenheit nutzen, grundlegendere Themen des HR-Managements anzusprechen. Ich möchte damit gezielt Unternehmen unterstützen, die sich fragen, ob sie überhaupt eine HR-Abteilung benötigen, anstatt sich schon Gedanken über KI-gestützte Prozesse zu machen. KI-gestützte Prozesse und Automatisierungen sollte man nur auf bereits funktionierende Prozesse aufbauen, nicht frühzeitig auf schlecht implementierte und unüberlegte Abläufe.

Beginnen wir also mit diesem Artikel. In der HR-Welt gibt es zahlreiche Begriffe und Prozesse, die in der Mitarbeiter- und Mitarbeiterinnengewinnung und -bindung eine zentrale Rolle spielen. Manchmal können diese Begriffe für Außenstehende jedoch verwirrend sein. Drei Schlüsselbegriffe, die – für mich überraschenderweise – oft miteinander vermischt werden, sind „Employer Branding,“ „Recruiting,“ und „Onboarding.“ In diesem Artikel werde ich diese Begriffe entwirren, ihre Bedeutung erläutern und ihre jeweiligen Funktionen klar voneinander abgrenzen. Egal, ob Sie ein Unternehmer bzw. eine Unternehmerin sind, der bzw. die sein bzw. ihr Team erweitern möchte, oder ein HR-Neuling, der sich in diesem Bereich orientieren möchte, dieser Artikel wird Ihnen die nötige Klarheit verschaffen.

Employer Branding: Ihr Unternehmen als attraktive Marke

Beginnen wir mit dem ersten Begriff: Employer Branding. Employer Branding ist der Prozess, bei dem ein Unternehmen aktiv an seinem Image als Arbeitgeber arbeitet. Das Ziel ist es, das Unternehmen als einen attraktiven Arbeitgeber zu positionieren und die gewünschte Botschaft an (potenzielle) Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu senden. Dies schließt die Kommunikation von Unternehmenswerten, Arbeitskultur und Karrierechancen ein.

Es ist wichtig  zwischen internem und externem Employer Branding zu unterscheiden. Beim externen Employer Branding handelt es sich um Maßnahmen, die ein Unternehmen ergreift, um sich gegenüber potenziellen Bewerbern und Bewerberinnen als attraktiver Arbeitgeber darzustellen. Das interne Employer Branding zielt hingegen darauf ab, den aktuellen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen einen Arbeitsplatz zu bieten, an dem sie sich wohlfühlen. Wird pauschal von Employer Branding gesprochen, ist in den meisten Fällen von externem Employer Branding die Rede.

Die Ziele des Employer Brandings sind eindeutig definiert: Das Unternehmen soll in den Augen der Bewerberinnen und Bewerber sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als erste Wahl erscheinen. Wichtig ist hierbei, die Angebote und Benefits nicht nur zu kommunizieren, sondern auch tatsächlich anzubieten. Das Versprechen von Dingen, die nicht gehalten werden können, wird langfristig nicht funktionieren.

Die Basis für eine erfolgreiche Etablierung einer Arbeitgebermarke besteht darin, relevante Angebote und Benefits für (potenzielle) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu entwickeln und diese zielgruppengerecht zu kommunizieren. Solche Angebote und Benefits umfassen nicht nur die klassischen Vergünstigungen wie flexible Arbeitszeiten, Sachbezüge und Mobilitätsregelungen, sondern auch die Themen Führung, Talentmanagement und Unternehmenskultur. Hierbei geht es darum, sich von Wettbewerbern abzuheben und die positiven Eigenschaften des eigenen Unternehmens sichtbar zu machen und zielgruppengerecht zu kommunizieren. Hier kann eine Kooperation zwischen HR- und Marketingexperten zielführend sein.

Recruiting: Die Suche nach den besten Talenten

Der zweite Begriff, den wir betrachten, ist das Recruiting. Recruiting ist der Prozess, in dem ein Unternehmen qualifizierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sucht, findet und für sich gewinnt. Es handelt sich also um den Prozess, bei dem Unternehmen Talente identifizieren, ansprechen und schließlich auswählen, um offene Stellen zu besetzen. Recruiting umfasst daher nicht nur die Identifikation und Ansprache von Kandidaten und Kandidatinnen, sondern auch die Begleitung des Bewerbungs- und Auswahlprozesses.

Das externe Employer Branding spielt eine entscheidende Rolle im Recruiting, da es dabei hilft, die richtigen Talente anzusprechen.

Die Ziele des Recruitings sind klar: Es geht darum, die richtigen Bewerber und Bewerberinnen für offene Positionen zu finden und sie erfolgreich für das Unternehmen zu gewinnen. Schnelligkeit und Effizienz im Einstellungsprozess sind ebenfalls wichtige Ziele, um offene Stellen rasch zu besetzen und damit verbundene Kosten zu vermeiden.

Es gibt verschiedene Strategien und Methoden im Recruiting. Die Ansprache von Kandidaten und Kandidatinnen kann beispielsweise proaktiv durch Active Sourcing oder passiv durch das Schalten von Stellenanzeigen erfolgen. Die Grundlage für erfolgreiches Recruiting ist immer die klare Definition der benötigten Qualifikationen und der konkreten Rolle im Unternehmen. Die gewählte Strategie sollte zum Unternehmen passen und den Bewerbern und Bewerberinnen einen Einblick in das Unternehmen bieten. In der Kommunikation mit den Kandidaten und Kandidatinnen spielt das externe Employer Branding eine wichtige Rolle, um die Message, die man vermitteln möchte, auch zielgruppengerecht zu verpacken.

Onboarding: Die Integration neuer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen

Der dritte Begriff, den wir behandeln, ist das Onboarding. Onboarding ist der Prozess, bei dem ein Unternehmen neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in das Team und die Unternehmenskultur integriert. Es zielt darauf ab, sicherzustellen, dass sich neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in ihrem neuen Arbeitsumfeld wohlfühlen und schnell produktiv werden.

Auch die Ziele des Onboardings sind eindeutig: Es geht darum, eine reibungslose Integration neuer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu gewährleisten und die Bindung an das Unternehmen zu stärken. Ein effektives Onboarding kann die Mitarbeiter- und Mitarbeiterinnenzufriedenheit erhöhen und die Fluktuation, insbesondere in den ersten Monaten, reduzieren.

Der Onboarding-Prozess umfasst verschiedene Schritte, darunter die Vorstellung des Unternehmens, das Training, die Einführung in die Arbeitsabläufe und die Integration in das Team. Ein gut strukturierter Onboarding-Prozess ist von entscheidender Bedeutung. Investitionen in das Onboarding sind Investitionen in die Zukunft des Unternehmens und tragen dazu bei, dass talentierte Fachkräfte gerne bleiben und ihr Bestes geben.

Das Onboarding folgt also auf das Recruiting. Erst kürzlich habe ich zu diesem Thema hier einen eigenen Blogartikel und hier einen LinkedIn Beitrag veröffentlicht. Im Blogartikel finden Sie eine konkrete Anleitung, was in einem guten Onboardingprozess alles zu berücksichtigen ist. Im LinkedIn Beitrag finden Sie eine Abgrenzung zwischen Recruiting, Pre-Boarding und Onboarding.

Die Abgrenzung der Begriffe

Employer Branding, Recruiting und Onboarding arbeiten Hand in Hand, haben aber unterschiedliche Zielsetzungen. Das externe Employer Branding unterstützt vor allem, das Recruiting bei der Ansprache von qualifizierten Bewerbern und Bewerberinnen. Das Recruiting ist der Prozess der Suchen, Identifikation und Anwerbung von Talenten. Und das Onboarding ist dann dafür verantwortlich, die neuen Teammitglieder zu integrieren und an das Unternehmen zu binden. In der Mitarbeiter- und Mitarbeiterinnenbindung unterstützt auch das interne Employer Branding.

Die klare Unterscheidung dieser Begriffe ist von großer Bedeutung, da sie als Grundlage für eine effektive HR-Arbeit dient. Diese Differenzierung ermöglicht es, den Mehrwert, den eine HR-Abteilung bieten kann, genauer zu erkennen und die spezifischen Fähigkeiten zu identifizieren, die für jeden dieser Prozesse erforderlich sind. Darüber hinaus erleichtert sie die strategische Entscheidungsfindung in Bezug auf die Teamzusammensetzung der HR-Abteilung und die Evaluierung sowie Optimierung der Prozesse. Die klare Abgrenzung dieser Begriffe befähigt Unternehmen, gezieltere und effizientere HR-Strategien zu entwickeln, was letztendlich zu einer optimierten Mitarbeiter- und Mitarbeiterinnengewinnung und -bindung führt.

Fazit

Employer Branding, Recruiting und Onboarding können, wie auch alle anderen Prozesse im HR-Management, nicht unabhängig voneinander und isoliert betrachtet werden. Ihr Erfolg hängt von ihrer harmonischen Zusammenarbeit ab. Ein positives Arbeitgeberimage (externes Employer Branding) zieht Talente an (Recruiting), und ein effektives Onboarding schließt den Kreis, indem es sicherstellt, dass neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen erfolgreich in das Unternehmen integriert werden. Das interne Employer Branding unterstützt dann in der Mitarbeiter- und Mitarbeiterinnenbindung an das Unternehmen.

Möchten Sie sich mit den Themen Employer Branding, Recruiting und/oder Onboarding in Ihrem Unternehmen auseinandersetzen, wissen aber nicht, wo Sie beginnen sollen? Vereinbaren Sie gleich hier einen ersten kostenlosen Termin mit mir und wir besprechen gemeinsam, wie ich Sie beim professionellen Aufsetzen dieser Prozesse unterstützen kann.